Leben in Kambodscha

Mein Freund Gunnar und seine Freundin im Tuk Tuk in Sihanoukville.

Es stirbt sich schnell in Kambodscha

Es war am 05. September, als ich am Morgen einen Anruf von der Frau meines Freundes Gunnar bekam. Sie war völlig aufgelöst, heulte und mit sich fast überschlagender Stimme schrie sie ins Telefon „He die, your friend die.“, zu Deutsch, „Er stirbt, dein Freund stirbt.“.

Als ich das hörte, war ich wie vor den Kopf geschlagen, versuchte irgendwie mehr zu erfahren, aber Gunnars Frau spricht dafür nicht genug Englisch. Ich sagte ihr, dass meine Freundin gleich wieder bei ihr zurückrufen wird, was sie aber wahrscheinlich gar nicht verstand. Ich musste mich jedenfalls erst mal kurz sammeln.

Es dauerte ein wenig, bis ich meiner Freundin, die ebenfalls nur schlecht Englisch versteht, klar machen konnte, was geschehen war. Von dem Moment an, als ich aufgelegt habe, bis meine Freundin Gunnars Frau wieder am Telefon hatte, vergingen nur ein paar Minuten. Sie fand heraus, dass sich Gunnar am Vorabend nicht wohlgefühlt hat. Seine Frau hatte ihm noch geraten, einen Arzt aufzusuchen, aber das wollte er nicht.

Am nächsten Morgen ging es ihm überhaupt nicht mehr gut und er soll Probleme mit der Atmung gehabt haben. Dann, kurz nachdem seine Frau bei mir angerufen hat, ist er in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Der Rettungswagen, den sie vorher gerufen hatte, kam leider zu spät.

Mehr war von Gunnars Frau nicht herauszubekommen, was in dieser Situation ja auch verständlich ist. Weniger verständlich war und ist für mich wie ein 35-jähriger Mann, der jahrelang einen gesunden Eindruck gemacht hat und auch nie darüber gesprochen hat, dass er ein ernstes Leiden hat, einfach so von heute auf morgen sterben kann. Viele vor ihm haben sich hier zu Tode getrunken, haben zu viele Drogen genommen, sind bei Verkehrsunfällen gestorben oder hatten einfach das Alter erreicht, aber in diesem Fall …?

Er, seine Frau und die beiden Kinder von ihr sind erst ein paar Wochen vorher von Sihanoukville nach Kampot gezogen. Sie haben ein schönes Haus gemietet und Gunnar machte einen zufriedenen Eindruck auf mich. Ich hatte zwei Tage vorher mit ihm via Skype gesprochen, was wir regelmäßig mehrmals die Woche machten. Wir arbeiteten häufig an gemeinsamen Onlineprojekten.

In den darauf folgenden Tagen hörte ich die unterschiedlichsten Spekulationen. Da hieß es zum Beispiel, Gunnar sei an Aids gestorben und seine Frau habe ihn umgebracht. Aber das Beste kam bei einer angeblichen Obduktion heraus, da habe man festgestellt, dass er Reinigungsmittel getrunken haben soll. Glaubwürdig klingt für mich keine dieser Varianten. Woran er wirklich gestorben ist, werden wir wohl nie erfahren.

Dann habe ich eine ganze Weile gar nichts mehr gehört. Erst Ende September erhielt ich die nächste Nachricht, aber nicht von Gunnars Frau, sondern von einem alten Freunde von ihm aus Deutschland. Der hatte sich der Sache auf Wunsch von Gunnars Mutter hin angenommen und kam nun mit einer ungewöhnlichen Bitte auf mich zu. Eine Bitte, die ich nicht ausgeschlagen habe.

Mein Auftrag führte mich nach Phnom Penh in die deutsche Botschaft, von wo ich meinen toten Freund abholen sollte. Dazu mehr aber erst im nächsten Beitrag.

Nachtrag:
Inzwischen ist durch einen anderen Freund von Gunnar in Deutschland in einem Facebook Kommentar herausgekommen, dass er in 2017 an Dengue Fieber erkrankt ist und seit dem immer wieder Fieber bekam und sich unwohl fühlte. Auch sein Herz soll schwach gewesen sein. All diese mir vorher unbekannten Umstände klingen für mich jedenfalls als die plausibelste mögliche Todesursache.

Fortsetzung: Buddhistische Bestattung meines Freundes

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Der Autor

Aufnahme von Don Kong in Kep, Kambodscha.

Hallo, ich bin Andreas Stöcker unter Kambodscha Fans als Don Kong bekannt. Ich lebe seit 1999 in Südostasien, von wo ich über Land, Leute und mein Leben berichte. Viel Spaß beim Lesen der Beiträge.

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