Wenn man heutzutage im Internet etwas über Sihanoukville liest, ist das ja meist nichts Gutes. Da heißt es, die Stadt sei ein Drecksloch. Die Straßen sind schlecht, die Mieten überteuert, die Müllabfuhr funktioniert nicht richtig, Strom- und Wasserversorgung lassen zu wünschen übrig und obendrauf die ganzen Chinesen.
Recht haben die Leute, genau so ist das jetzt hier in Sihanoukville. Einen attraktiven Urlaubsort in Kambodscha stellt man sich anders vor. Jedenfalls sehen das westliche Touristen so und offensichtlich auch die meisten Kambodschaner. Urlauber aus westlichen Ländern trifft man nur noch auf den vorgelagerten Inseln und am Otres Beach an, wogegen Inlandstouristen in diesem Jahr nahezu ganz ausgeblieben sind.
All das lässt sich im Internet nachlesen. Was dort aber nicht geschrieben steht, ist, wie man die Stadt erlebt, wenn man hier täglich unterwegs ist. Es ist deutlich ruhiger geworden im neuen Spielerparadies. Man sieht weniger Chinesen und auch weniger Fahrzeuge als wie noch vor ein paar Wochen. Die Euphorie, die hier zum Beginn der Invasion geherrscht hat, scheint irgendwie an Schwung verloren zu haben.
Mein Gefühl sagt mir, dass der große Boom erst ein Mal vorüber ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mieten und Grundstückspreise weiterhin steigen werden. Ob in Kambodscha oder sonst wo, der Preis wird immer durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Jetzt sieht es ganz so aus, als ob das Angebot steigt und die Nachfrage sinkt.
Als die Chinesen hier in großer Anzahl ankamen, stand in Sihanoukville zu wenig Wohnraum zur Verfügung. Die Nachfrage stieg rasant an und die neuen Mieter hatten viel Geld in den Taschen. Es war logisch, dass die Quadratmeterpreise in die Höhe schießen mussten. Die Situation scheint sich aber nun zu ändern.
Nach und nach werden immer mehr chinesische Bauprojekte fertiggestellt. Nicht nur Kasinos und Hotels, sondern auch ganze Wohnblocks mit kleinen Apartments. Da ziehen jetzt all die Leute ein, die vorher für viel Geld von den Kambodschanern gemietet haben. Zurück bleiben leer stehende Häuser, unbezahlte Strom- und Wasserrechnungen und immer mehr kambodschanische Hausbesitzer, für die die Rechnung nicht aufgegangen ist.
Aber auch für immer mehr Chinesen scheint der Traum von einer neuen Zukunft in Sihanoukville ein Ende gefunden zu haben. Etliche chinesische Restaurants und Geschäfte sind bereits pleite, die Objekte stehen nun erneut zur Vermietung. Es wird noch einige Zeit dauern, bis die lokalen Vermieter realisieren, dass ihre Häuser bei den Chinesen nicht mehr so gefragt sind und wer weiß, vielleicht werden die Mieten dann ja wieder etwas günstiger.