Vor 10 Jahren, am 22. Mai 2007 begann mein Leben in Kambodscha. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich Sihanoukville in der ersten Zeit erlebt habe. Verkehr gab es kaum, und wenn, dann meist Motorräder, Autos sah man nur wenige. Verkehrsregeln und Motorradhelme waren offenbar unbekannt, jeder fuhr, wie er wollte.
Etliche Frauen trugen damals noch bunte Pyjamas, wenn sie einkaufen oder auf einen Schwatz zur Nachbarin gingen. Der große Markt war ein Labyrinth aus engen dunklen Gängen, in denen man auf schmalen Holzplanken gehen musste, wenn man nicht ins Abwasser treten wollte.
Samudera Supermarket war ein dunkles Loch mit stinkenden Tiefkühlschränken. Das Warenangebot betrug nur ein Bruchteil von dem, was es heute dort gibt. Der Orange Supermarket war ein kleiner vollgestopfter Eckladen, in dem es immer eine Herausforderung war, ein Produkt zu finden. Ablaufdaten wurden generell von allen Läden ignoriert.
Damals waren mehrstündige Stromausfälle der Regelfall und die Müllabfuhr war so gut wie nicht existent. Mir blieb nichts anderes übrig, als unsere Müllsäcke regelmäßig mit dem Motorrad zu einem großen öffentlichen Müllcontainer am Golden Loins Kreisverkehr zu fahren.
Meine Internetleitung kostete 2007 noch 100 $ im Monat und lief nur, wenn die Sonne schien. Dafür war unser erstes gemietetes Haus, welches 5 Schlafzimmer, 4 Badzimmer und ein palastartiges Wohnzimmer hatte, mit 225 $ Miete im Monat relativ günstig.
Es gab noch den Blue Mountain, das Freedom Hotel, das BiBa und das Poco Loco, eine von zwei Deutschen betriebene Musik-Kneipe. Wobei wir auch schon bei der Gruppe von deutschsprachigen Expats wären, wie ich sie 2007 hier angetroffen habe. Diese Gruppe war sehr überschaubar, wo sich fast jeder irgendwie kannte.
Aggressive Rentner, allzu forsche Asien-Neueinsteiger und anspruchsvolle Auswanderer, deren erste Frage ist, wo sie hier eine Versicherung abschließen können, gab es damals noch nicht. Kurz gesagt, es ging einigermaßen harmonisch und gemütlich zu in Sihanoukville.
Rückblickend habe ich in diesen 10 Jahren viel gesehen und erlebt, Gutes und weniger Gutes. Viele Leute sind gekommen und gegangen, manche davon auf zwei Beinen, andere waagerecht im Sarg oder durch den Schornstein des örtlichen Krematoriums. Die, die überlebt haben, hatten meist leere Taschen und ein gebrochenes Herz.
Auch privat bei uns hat sich in dieser Zeit einiges geändert. Meine Frau und ich haben uns nach 18 Jahren getrennt und unser Sohn, der bei mir lebt, ist zu einem stattlichen Burschen herangewachsen. Es gab Zeiten, da habe ich sehr gut verdient und Zeiten, da war es weniger. Aber das alles und noch viel mehr habe ich ja schon hier auf meinem Blog berichtet.