Hin und wieder erreichen mich Anfragen von Deutschen, die überlegen, für längere Zeit nach Kep zu kommen, sei es als digitale Nomaden, Rentner oder einfach Menschen, die dem deutschen Winter entfliehen wollen. Die häufigste Frage dabei: „Wie ist die Wohnraumsituation in Kep? Finde ich überhaupt etwas? Und was kostet das?“
Nach Jahren in Kep kann ich diese Fragen aus erster Hand beantworten. Wohlbemerkt betreibe ich keine Immobilienvermittlung und suche für Interessenten auch keine passenden Objekte auf Anfrage. In diesem Beitrag möchte ich lediglich einen ehrlichen Überblick über die Wohnraumsituation in Kep geben, mit praktischen Tipps, realistischen Preisen und dem, was ihr wissen solltet, bevor ihr hierher kommt.
Die gute Nachricht: Kep ist (noch) entspannt
Im Vergleich zu Siem Reap, Sihanoukville oder Phnom Penh ist der Wohnungsmarkt in Kep deutlich entspannter. Kep ist klein, überschaubar und noch nicht vom Massentourismus überrannt. Das bedeutet: Es gibt Wohnraum, die Preise sind moderat, und die Vermieter sind in der Regel unkompliziert und freundlich.
Das könnte sich in den nächsten Jahren vielleicht ändern, mit den geplanten Entwicklungen, über die ich kürzlich geschrieben habe, aber Stand heute ist Kep noch ein sehr angenehmer Ort, um Wohnraum zu finden.
Man sollte jedoch wissen, dass man hier nur freistehende Häuser in unterschiedlichen Größen, einzelne Zimmer oder kleine Studio-Apartments mieten kann. Klassische Wohnungen mit mehreren Zimmern, gibt es hier nicht, da hier keine Miethäuser stehen.
Nebensaison vs. Hauptsaison – der Unterschied
Die Verfügbarkeit von Wohnraum in Kep hängt stark von der Jahreszeit ab.
Nebensaison (Mai/Juni bis November/Dezember): In diesen Monaten ist es normalerweise kein Problem, ein Haus oder Studio-Apartment zu finden. Viele Vermieter freuen sich über Langzeitmieter, die für konstante Einnahmen während der touristenschwachen Zeit sorgen.
Das ist die beste Zeit, um nach Kep zu kommen und in Ruhe nach einer passenden Unterkunft zu suchen. Man kann sich mehrere Objekte anschauen, vergleichen und hat Zeit für die Entscheidung.
Hauptsaison (Dezember bis April/Mai): In der Hauptsaison steigt die Belegung deutlich. Viele Häuser und Apartments sind dann an Kurzzeitgäste, die nur über die Saison hier wohnen, vermietet. Das bedeutet nicht, dass man nichts findet, aber es erfordert mehr Geduld und Flexibilität. Wer in der Hauptsaison kommt, sollte sich auf eine etas längere Suche einstellen oder bereit sein, zunächst ein paar Wochen in einem Guesthouse zu verbringen.
Was kostet Wohnen in Kep?
Die Preise für Langzeitmieten in Kep sind im Vergleich zu Deutschland lächerlich günstig, aber natürlich höher als in anderen Teilen Kambodschas, die nicht von Ausländern frequentiert werden.
Studio-Apartments: 100 – 150 $ pro Monat Ein einfaches Studio-Apartment mit einem Raum, kleiner Küche (oder Kochnische) und Bad bekommt man für 100 – 150 Dollar im Monat. Das ist ideal für Singles oder digitale Nomaden, die nicht viel Platz brauchen. Ausgestattet sind diese meist eher einfach: Ventilator, selten mit Klimaanlage, einfache Möbel (Bett, Tisch und Stuhl), meist etwas älter. Aber für das Wesentliche reicht es völlig.
Häuser mit 1 – 2 Schlafzimmern: 150 – 300 $ pro Monat Wer mehr Platz braucht oder mit Partner kommt, findet Häuser mit ein bis zwei Schlafzimmern für 150 – 300 Dollar im Monat. Meist sind die Häuser mit Klimaanlage ausgestattet, haben ein Wohnzimmer, eine separate Küche und eine Terrasse.
Die Möblierung geht selten über das hinaus, was man auch in den Studio-Apartments findet, also Bett, Tisch und Stühle. In seltenen Fällen steht noch ein Sofa im Wohnzimmer und vielleicht ein Schrank im Schlafzimmer. Eine moderne Einbauküche sucht man in allen Häusern dieser Preisklasse vergeblich.
Luxus-Optionen: 400+ $ pro Monat Es stehen nur sehr wenige hochwertigere Häuser und Villen für 400 – 1.000 Dollar und mehr zur Vermietung. Diese haben dann meist 3 und mehr Schlafzimmer und auch einen Swimming-Pool. Aber das ist wirklich die Ausnahme.
Was ist im Preis enthalten?
Das variiert stark von Vermieter zu Vermieter. Typischerweise gilt:
Meist enthalten:
- Möblierung (im oben genannten Umfang)
- Klimaanlage (in den Schlafzimmern)
- Wassertank oder Wasseranschluss
Meist NICHT enthalten:
- Strom (wird separat abgerechnet, meist 0,20 – 0,25 $ pro kWh)
- Wasser (oft auch separat, aber sehr günstig, 2 – 5 $ pro Monat)
- Internet (muss selbst organisiert werden, 15 – 30 $ pro Monat)
- Gas für den Herd (kleine Kartusche 0,30 $, kleine Gasflaschen etwa 5 – 7 $, große Gasflasche etwa 18 $)
Wichtig: Klimaanlagen treiben die Stromrechnung deutlich nach oben. Wer täglich rund um die Uhr seine Klimaanlage nutzt, kann mit 30 – 50 $ zusätzlichen Stromkosten im Monat rechnen. Mit Ventilator bleibt die Stromrechnung fast unverändert.
Wie findet man Wohnraum in Kep?
Anders als in Deutschland gibt es hier keine großen Immobilienportale oder offizielle Makler. Die Wohnungssuche läuft informeller, aber meist unkomplizierter.
Facebook-Gruppen: Die beste Quelle sind Kambodscha-Expat-Gruppen. Dort werden regelmäßig Häuser und Apartments angeboten.
Tuk-Tuk-Fahrer: Fast jeder Tuk-Tuk-Fahrer kennt Vermieter, die ein Haus anzubieten haben. Dies ist ein guter Weg, denn so kann der Fahrer ein kleines Nebeneinkommen durch Provision verdienen, die ihm der Vermieter bezahlt.
Vor Ort suchen: Einfach durch Kep laufen oder fahren und nach „For Rent“-Schildern Ausschau halten. Viele Vermieter hängen einfach ein Schild an den Zaun. Nachbarn fragen hilft auch, in Kep kennt jeder jeden.
Guesthouses fragen: Viele Guesthouse-Besitzer wissen, wo gerade etwas frei ist, oder vermieten selbst Langzeitunterkünfte.
Tipp: Am besten kommt man für 1 – 2 Wochen in ein Guesthouse und sucht dann vor Ort. Das gibt einem ein Gefühl für die verschiedenen Gegenden von Kep und man kann mehrere Optionen in Ruhe anschauen.
Die Vermieter – unkompliziert und freundlich
Einer der größten Vorteile am Wohnen in Kep: Die Vermieter sind in der Regel sehr nett und unkompliziert. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber meine Erfahrung und die der meisten Expats hier ist durchweg positiv.
Was man erwarten kann:
- Flexible Mietverträge (oft sogar mündlich, aber schriftlich ist besser)
- Meist eine Monatsmiete als Kaution (manchmal auch keine Kaution)
- Kulanz bei kleineren Problemen
- Respekt für Privatsphäre
- Hilfsbereitschaft bei Fragen oder Problemen
Wichtig zu wissen: Kambodschanische Vermieter haben oft ein anderes Verständnis von Instandhaltung als wir Deutschen. Kleinere Mängel (tropfender Wasserhahn, lockere Fliese) werden nicht immer sofort behoben. Dafür sind sie meist sehr entspannt, wenn man selbst etwas reparieren lässt.
Kommunikation kann manchmal eine Herausforderung sein, nicht alle Vermieter sprechen Englisch. Aber mit Geduld, Händen und Füßen und vielleicht Google Translate klappt es meist.
Was sollte man bei der Suche beachten?
- Wasserversorgung: Noch nicht alle Häuser haben Stadtwasser. Einige haben nur einen Wassertank, der regelmäßig aufgefüllt werden muss. Das ist nicht unbedingt ein Problem, aber man sollte es wissen.
- Stromversorgung: Die Stromversorgung in Kep ist meist stabil, aber Ausfälle kommen vor.
- Internet: Nicht in allen Gegenden ist das Internet gleich gut. Wer für die Arbeit darauf angewiesen ist, sollte vor Vertragsabschluss testen (oder zumindest Nachbarn fragen).
- Moskitos und Insekten: In den Tropen unvermeidbar. Prüfen, ob Fenster Insektengitter haben. Erdgeschosse haben tendenziell mehr Insektenbesuch als erste Stockwerke.
- Schimmel: In der Regenzeit schimmelt vieles. Schauen, ob das Haus gut belüftet ist, ob es Feuchtigkeitsprobleme gibt.
- Nachbarschaft: Kambodschaner sind meist lärmunempfindlicher: Musik, Karaoke, Feste. Wenn Ruhe wichtig ist, die Gegend vorher zu verschiedenen Tageszeiten checken. Auch Vogelhäuser, in denen Schwalbennester produziert werden, können problematisch sein.
- Haustiere: Wenn man einen Hund oder eine Katze hat, ist das für die allermeisten Vermieter kein Problem, aber höflichkeitshalber trotzdem vorher fragen.
Mietvertrag und rechtliche Aspekte
In Kambodscha sind Mietverträge oft sehr informell. Manchmal gibt es gar keinen schriftlichen Vertrag, nur eine mündliche Vereinbarung.
Was im Vertrag stehen sollte, wenn einer abgeschlossen wird:
- Miethöhe und Zahlungstermin
- Kaution (meist eine Monatsmiete)
- Was im Preis enthalten ist
- Zustand der Unterkunft bei Übergabe
- Kontaktdaten beider Seiten
Der Vertrag kann auf Englisch sein, viele Vermieter in Kep sind das gewohnt.
Meine persönliche Erfahrung
Ich habe bisher in zwei verschiedenen Häusern in Kep gelebt. Beide hatten jeweils zwei Schlafzimmer und haben 200 $ im Monat gekostet. In unserem jetzigen Haus wohnen wir nun seit etwa 6 Jahren problemlos ohne Mietvertrag. Alle Vermieter waren durchweg freundlich und unkompliziert. Kleine Probleme wurden meist schnell gelöst, manchmal mit kambodschanischer Improvisation statt deutscher Perfektion, aber es funktionierte.
Fazit: Wohnen in Kep ist unkompliziert und erschwinglich
Die Wohnraumsituation in Kep ist entspannt und es ist ein wunderbarer Ort zum Leben. Die Preise sind moderat, die Vermieter freundlich, die Auswahl in der Nebensaison gut. Wer flexibel ist und nicht deutschen Standard erwartet, wird problemlos eine passende Unterkunft finden.



